Besuch am Olympia-Trainingsstützpunkt Rostow am Don

21.10.2012, 13:55

Vom 13. bis 16.09.12 konnte ich im Rahmen einer Delegation der Stadt Gera am Stadtfest unserer Partnerstadt Rostow am Don teilnehmen.

Am 2. Tag unseres Aufenthaltes, am 14.09.12, hatte ich die Möglichkeit, zusammen mit dem ehemaligen Präsident des Deutschen Schwimmsportverbandes, Herrn Klaus Henter, den Olympia-Trainingsstützpunkt des Gebietes Rostow am Don zu besuchen. Olympiastützpunkte gibt es in Rußland in jedem Gebiet. Das Gebiet Rostow am Don umfasst eine Fläche von 101.000 km² und ist damit so groß wie die ehemalige DDR. Das Gebiet hat ca. 5 Millionen Einwohner, die Stadt Rostow am Don ca. 1,1 Millionen.

Empfangen wurden wir vom Direktor, Herrn Schljapnikow, und dessen Stellvertreter. Etwas später kam noch der Sportminister des Gebietes, Herr Safonow.

In der Schule lernen 540 Schüler in 20 Klassen. 360 junge Sportler wohnen im Internat. Die Schule feierte vor ein paar Monaten das 40-jährige Bestehen. Aus der Schule gingen 20 Olympiasieger hervor, darunter die 100 m Olympiasiegerin Ludmilla Kondratjewa, die 1980 vor Marlies Göhr gewann. Die uns überreichte Festschrift zum Jubiläum ist eine beeindruckende Dokumentation von Spitzensportlern im Weltmaßstab. Übrigens standen am Anfang der Festschrift die Trainer und Lehrer, vor den Athleten!

In der Schule wird in 19 Sportarten ausgebildet, darunter Gymnastik, Schwimmen, Rudern, Turnen, Radfahren, Leichtathletik, Fünfkampf, Fußball, Segeln usw. Die Schule verfügt über mehrere Hallen, ein 25 m Schwimmbad und einen Fußballplatz. Die Kinder trainieren früh zwei Stunden, danach geht es in die Schule. Am Nachmittag gibt es wieder zwei Trainingsstunden nach dem Unterricht. Die Ruderer und Leichtathleten werden mit den schuleigenen Kleinbussen zu den Trainingsplätzen gefahren. Zwei Fremdsprachen sind Pflicht, angeboten werden deutsch, englisch und französisch. Die Finanzierung erfolgt durch die Gebietsregierung Rostow am Don. Die Schule erhält ein Budget, aus dem alle Ausgaben bestritten werden.

Das Sportförderungssystem ist ähnlich aufgebaut wie früher in der DDR.

Spitzenleistungen können auch nur mit einem solch umfassenden System der Förderung und Ausbildung erreicht werden. Wir haben uns zur Olympiade in London nicht sehr oft über das Abschneiden deutscher Sportler freuen können. Gemessen an dem Aufwand, den wir in Deutschland für das Erzielen von Spitzenleistungen betreiben, kann sich das London-Ergebnis aber durchaus sehen lassen. Eine echte Chance gegen Länder wie Rußland und anderen Ländern mit Sportförderung dieser Art, dürften wir in der Zukunft wohl kaum noch haben.

Die Ursachen sind sehr vielfältig und liegen nicht allein an der fehlenden finanziellen Ausstattung unseres Sportsystems. Hauptursache der schlechten Leistungen dürfte wohl die immer kleiner werdende Zahl von Kindern und Jugendlichen sein, die sich für sportliche Höchstleistungen quälen und schinden wollen. Der Besuch in der Sportschule in Rostow am Don hat mir dies wieder einmal richtig deutlich gemacht.   

Als kleines Dankeschön für den interessanten Rundgang durch eine Kaderschmiede des Sports habe ich dem Direktor einen Wimpel unseres Vereins und einen  Fan-Schal überreicht.

 

Dieter Müller

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